Römergrab

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Der Grabhügel von Lebing

In der Zeit um 200 nach Christi Geburt, also vor 1800 Jahren, verstarb das junge Ehepaar Sextus Sacretius Priscus und Capitonia Iulia. Nach der Verbrennung am Scheiterhaufen wurde die Asche der Verstorben feierlich in einer steingemauerten Grabkammer beigesetzt; verschiedene Grabbeigaben sollten den beiden ein angemessenes Weiterleben garantieren. Die Eltern der Frau ließen über der rechteckigen Grabkammer einen mächtigen Erdhügel aufschütten, wie es damals bei reichen Familien üblich war. Am östlichen Rand des Grabhügels errichteten sie vor dem Eingang in die Grabkammer einen hohen weithin sichtbaren Grabstein. Er steckte in einem mächtigen, als Basis dienenden Gneisblock.
Nachdem der Grabstein umgefallen und der Grabhügel nach Jahrhunderten verschwunden war, fand der Grundbesitzer Vinzenz Hammerl vlg. Holzer im Jahr 1981 beim Ackern ein Stück des Grabsteins: die Inschrift mit dem Unterteil der Portraits des Ehepaars. Der Kopf der Frau wurde dann erst 2005 ausgeackert. Im Jahr 2006 führte das Bundesdenkmalamt eine archäologische Grabung durch. Die ArchäologInnen entdeckten dabei die weiteren Teile des Grabsteins, legten den Grabhügel mit der Grabkammer frei und bargen die Reste der Grabbeigaben und des Leichenbrands.
Das beständige Entgegenkommen der Grundeigentümer und das Engagement der Gemeinde Eichberg ermöglichten 2009 die Wiedererrichtung von Grabstein und Grabhügel und die Präsentation der Grabbeigaben unter einem zeichenhaften Schutzbau von Klaus Kada.

 

Der Grabstein von Lebing

Nach der Ausgrabung wurden die Bruchstücke des Grabsteins gereinigt, konserviert und mit kleineren Ergänzungen wieder zusammengesetzt.
Der Marmor kam vom Bachern-Gebirge (= Pohorje im heutigen Slowenien), das ebenso wie Lebing in der römischen Provinz Noricum lag. Die Familie der Verstorbenen gehörte der sozialen Oberschicht des Stadtgebiets von Flavia Solva (= Wagna bei Leibnitz) an; sie konnte sich den weiten Transport des Steinblocks und die Bildhauerarbeit gehobener Qualität leisten. Der Gutshof der Familie ist in der näheren Umgebung der Grabstätte zu suchen.
Aus der lateinischen Inschrift erfahren wir Namen, Alter und Herkunft der Verstorbenen und die Namen der Hinterbliebenen, die das eindrucksvolle Grabmal errichten ließen: "Aufgestellt für die göttlichen Manen (= Seelen der Verstorbenen). Für den liebevollsten Schwiegersohn Sextus Sacretius Priscus, (aus der Tribus = Bürgerbezirk) Quirina, (beheimatet in Flavia) Solva [oder, bei anderer Auflösung der Abkürzungen: (der) Quaestor (= Amtsträger) von (Flavia) Solva (war)], im Alter von 26 Jahren (verstorben), und für die liebevollste Tochter Capitonia Iulia, im Alter von 20 Jahren (verstorben), (errichteten) die Eheleute Iustinus, Sohn des Similis, und Capitonia Ingenuina ...(dieses Grabmal)."
Ein Zierstreifen mit Blattranken trennt das Inschriftfeld von den Porträts. In einer flachen Nische sind die in der Inschrift genannten Verstorbenen S. Sacretius Priscus und Capitonia Iulia abgebildet. Das Ehepaar bleibt durch den Handschlag über den Tod hinaus miteinander verbunden. Beide tragen römische Kleidung, Sacretius hält eine Schriftrolle in der Hand. Sacretius war römischer Bürger und vielleicht auch ein Amtsträger der Stadt Flavia Solva. Die Stelenbekrönung zeigt zwei nach außen liegende Löwen mit je einem Eberkopf unter den Vorderpranken. Das bärtige Männergesicht zwischen den Löwen hat kleine, spitze Tierohren und trägt einen zylindrischen Kopfaufsatz.

 

Die Funde aus dem Grabhügel von Lebing

Öllampe mit Stempel des Töpfers Ursus. Original (Keramik)
Öllampen waren die gängigsten Lichtquellen der Römerzeit. Öllampen wurden auch den Verstorbenen für das Leben nach dem Tod mitgegeben.

Dreifußschale mit Deckel. Nachbildung und Scherben der originalen Fundstücke (Keramik)
Dreifußschalen mit Deckel waren Speise- und Kochgeschirr, das man in die Glut am offenen Herd stellen konnte. Da auch die Verstorbenen ihr Essen mit ins Grab bekommen sollten, finden sich Dreifußschalen sehr häufig in den römischen Hügelgräbern der Steiermark.

Kochtopf. Nachbildung und Scherben des originalen Fundstücks (Keramik)
Töpfe mit Kammstrichverzierung waren Haushaltsgeschirr zum Kochen oder zur Aufbewahrung von Lebensmitteln. Im Grab enthielten sie die von den Verstorbenen benötigte Nahrung.

Glasflasche.
Nachbildung
Glasgefäße dienten den Lebenden wie den Verstorbenen vor allem als Trinkgeschirr, besonders für Wein. Bei der Ausgrabung wurden Scherben mehrerer Glasgefäße gefunden.

Webstuhlgewichte.
Originale (Keramik)
Webstuhlgewichte verwendete man zum Spannen der senkrechten Kettfäden des Webstuhles. Sie gehörten zum Wirkungskreis der Frau.

Akustische Installation von Saboor Ghadir Alizadeh unter Verwendung lateinischer Texte zu römischen Begräbnisritualen.

Text und Abbildungen: Bundesdenkmalamt. www.bda.at. Informationen: steiermark@bda.at

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Römerzeitliches Hügelgrab 

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Grabstein

Das Römergrab ist Teil des G.E.R.A. Parks. Nähere Informationen darüber finden Sie auf www.gera-park-eichberg.at

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Adresse

Lebing
8234 Rohrbach an der Lafnitz

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Lebing
Rohrbach an der Lafnitz